Mutisten wollen keine mutistische Blockade haben. Und doch macht es (auf eine nicht offensichtliche Weise) schon Sinn, dass sie unter Stress immer wieder verstummen und ausharren, bis die Situation sich wieder sicher anfühlt.
Psycho-Logisch dient das dem Überleben.
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Über mich
Ich bin Christine Winter
... und ich hatte Selektiven Mutismus, bis ich Mitte Dreißig war.
Heute unterstütze ich Erwachsene, die ihre Sprechblockaden hinter sich lassen wollen, sowie Familienangehörige und professionelle Helfer beim Mutismus verstehen.
Leben weiß wie Leben geht.
Ob wir das verstehen spielt für unser (Über-)Leben keine Rolle.
Diese Folge hat unter anderem Bezüge zu folgenden älteren Folgen:
Lass uns über Sprechblockaden reden!
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Zusammenfassung der Folge
mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt
Mutismus ist mehr als nur das Unvermögen zu sprechen. Es handelt sich um eine Stressreaktion, die tief in uns verankert ist und sowohl Menschen als auch andere Säugetiere betrifft.
In den Folgen 011 bis 013 habe ich bereits über das Überlebens-Programm gesprochen, das uns in gefährlichen Situationen zur Verfügung steht. Es gibt verschiedene Reaktionen, die unser Körper auslösen kann: Kämpfen, Flucht oder stilles Ausharren, das wir als "mutistischen Zustand" bezeichnen.
Das Überlebens-Programm
Das Leben weiß, wie Leben geht - unabhängig davon, ob wir die biologischen Prozesse verstehen oder nicht. Unser Körper sorgt dafür, dass essentielle Funktionen ablaufen, egal ob wir sie bewusst steuern können oder nicht. Bei Menschen mit Mutismus zeigt sich jedoch ein signifikantes Merkmal: Das Maß an Stress, das sie vertragen, bevor eine Stress-Reaktion ausgelöst wird, ist im Vergleich zu anderen in Kommunikationssituationen gering.
Warum ist das Verstummen und Ausharren die Stressreaktion, die Mutisten immer wieder erleben?
Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand Einfluss darauf hat, welche Reaktion im Moment des Stresses ausgelöst wird. Für Mutisten war diese Reaktion möglicherweise einmal überlebenswichtig. Sie ist mehr als nur das Unvermögen zu sprechen; sie ist eine tief verwurzelte Reaktion auf Stress.
Die Erfahrung von Mutismus
Ich bin weder Ärztin noch Wissenschaftlerin, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der mutistische Zustand in Momenten unerträglichen Stresses auf eigenartige Weise eine Art Erleichterung bieten kann. Langfristig ist es nicht ideal, wenn diese Blockade immer wieder auftritt, aber in der Sekunde, in der sie eintritt, fühlt es sich merkwürdig okay an.
Menschen neigen dazu, in stressigen Situationen auf Lösungen zurückzugreifen, die für sie zuvor hilfreich waren. Im Fall des mutistischen Zustands geschieht dies unbewusst und unwillkürlich. Diese natürliche Reaktion ist ein Überlebensmechanismus, der uns in akuten Bedrohungen schützt.
Warum kommt so eine Reaktion mitten im Alltag?
Ein zentraler Punkt ist die Frage, warum Mutisten in alltäglichen Begegnungen eine so starke Reaktion erfahren. Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, aber es scheint, dass in der psychologischen Funktionsweise von Säugetieren ein wichtiger Zweck erfüllt wird.
Ich persönlich habe ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit in sozialen Interaktionen verspürt. Jede unvorhersehbare Reaktion eines Gesprächspartners (oder von mir selbst) hat mich unter inneren Druck gesetzt.
Wenn wir annehmen, dass alle Mutisten eine solche Empfindung erleben, wird klar, warum der Körper als Notlösung sein Überlebens-Programm aktiviert. So wird in diesen Momenten der Kontakt abgebrochen und eine weitere Interaktion erschwert oder unmöglich gemacht.
Fazit
Die Reaktion auf Stress ist eine tief verwurzelte Natur des Lebens. Der mutistische Zustand ist ein Beispiel dafür, wie unser Körper in bedrohlichen Situationen agiert. Es macht Sinn, dass solche Reaktionen in uns fest verankert sind. Die Herausforderung liegt darin, das Verständnis für diese Mechanismen zu fördern und Wege zu finden, um mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.