Ist die mutistische Blockade Ausdruck von Angst?
Es gibt gute Gründe, das zu verneinen - und genauer zu schauen, was Angst ist und was nicht.
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Angst oder nicht Angst...?
In dieser Folge vom Mutismus-Podcast
- rede ich dir zuerst mal ein wenig Angst ein.
Denn wenn wir über Angst sprechen, ist es gut zu wissen, wie du Angst empfindest. - Danach vergleichen wir das, was man bei Angst fühlt und empfindet, mit einer mutistischen Blockade.
- Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob Menschen mit Mutismus Angst haben oder nicht.
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Zusammenfassung der Folge
(mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt)
Mutismus ist keine Angst, sondern eine psychisch bedingte Sprechblockade - man kann nicht kommunizieren, obwohl man eigentlich sprechen kann. In dieser Episode möchte ich dir die Unterschiede zwischen Angst und Blockade erläutern.
Stell dir vor: Du wanderst in den Alpen auf einem immer schmaler werdenden Pfad hinauf. Schließlich stehst du vor einer Schlucht mit einer Seilbrücke als einzige Möglichkeit zur Überquerung. Du schaust hinunter – es geht extrem weit runter! Und um weiterzukommen, bleibt dir nichts anderes übrig als diese Schlucht trotzdem zu überqueren.
Was du jetzt spürst – das Herzrasen und der erhöhte Blutdruck – sind körperliche Reaktionen auf die Angst vor einer möglicherweise gefährlich werdenden Situation. Kletterer suchen dieses Gefühl sogar gezielt auf ihren Touren; für sie ist es eine angenehme Herausforderung - für jemanden mit Höhenangst wäre es Horror.
In gefährlichen Situationen reagiert der Körper mit Angstsymptomen – das ist dann aber kein Zeichen von Krankheit, sondern ein Lebensrettungsprogramm unseres Körpers. Hinterher, nachdem wir eine Herausforderung gemeistert haben belohnt uns unser Körper dann mit einem Hochgefühl.
Therapeuten nutzen dieses Hochgefühl bei der Behandlung von Ängsten indem sie Patienten in angstauslösende Situationen bringen um ihnen beizubringen dass nach dem Bewältigen einer Herausforderungen ein gutes Gefühl folgt.
Mutismus-Blockaden hingegen sind keine akute Angstrektion: Die Muskulatur entspannt plötzlich komplett, das Gesicht verliert jegliche Mimik und die Atmung ist kaum noch wahrnehmbar. Die eigene Wahrnehmung des Körpers und seiner Signale kann bei Mutisten innerhalb der Blockade stark reduziert sein, manchmal sogar komplett fehlen. Dies ist das Gegenteil von einer akuten Angstreaktion, obwohl es ebenfalls eine Schutzfunktion des Körpers ist.
Bei der Frage, ob die Angst der Ausdruck einer Erkrankung ist, müssen wir zwischen berechtigter Angst in bestimmten Situationen und einer Angststörung unterscheiden.
Eine krankheitswertige Störung liegt vor, wenn es keine konkrete Ursache für die aktuelle Situation gibt. Höhenangst zum Beispiel wäre eine Störung, wenn du nicht am Abgrund stehst, sondern zu Hause im Wohnzimmersessel sitzt und dir vorstellst, wie es wäre, in den Bergen zu klettern. In Wirklichkeit bist du aber in völliger Sicherheit.
Ich hatte einmal eine Klientin mit Höhenangst im Coaching. Sie erzählte mir von ihren körperlichen Symptomen bei Höhenangst. Als ich sie fragte wann sie das letzte Mal in den Bergen war kam heraus: Das war etwa zehn bis zwölf Jahre her! Und trotzdem hat sie sich dauernd mit Höhenangst beschäftigt - sie hat sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie in den Bergen wäre.
Viele Menschen stellen sich zukünftige Situationen vor, die aktuell Angstsituationen auslösen obwohl diese nie eintreten werden weil man sie aktiv vermeidet - indem man beispielsweise wegen der Höhenangst nie auf Berge steigt.
Angsstörungen bestehen oft darin dass wir die realen Situationen vermeiden aber gleichzeitig die Vorstellung davon unendlich wiederholen im Kopf - und der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Stress-Botenstoffen und der körperlichen Reaktion auf Gefahr, obwohl es dafür gar keinen Grund gibt.
Auch Menschen mit Mutismus haben natürlich Ängste; besonders Erwartungsängste spielen ab einem gewissen Alter (ca. 8 Jahre) eine Rolle, da den Kindern dann mehr und mehr bewusst wird, dass sie ein Problem haben und jederzeit wieder handlungsunfähig werden könnten.
Mutisten erleben im Alltag enorme Stressbelastung, was sowohl akute Ängste als auch chronische Angststörungen verstärkt. Meist entwickeln sie mit Beginn der Pubertät eine soziale Phobie, die Angst vor Bewertung durch andere Menschen in sozialen Situationen. Diese entsteht verständlicherweise, wenn man sich in mutistischen Blockaden "peinlich" verhält und nichts dagegen tun kann.