Nachdem in der vorangegangenen Folge das Wort "Mutismus" unser Thema war, klären wir nun, was "selektiv" bzw. "elektiv" und "total" im Zusammenhang mit Mutismus heißt.
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In dieser Folge haben wir folgende Themen:
- Psychisch bedingtes Schweigen, das permanent und ohne Ausnahme stumm macht (sog. totaler Mutismus) ist eher selten.
- Die Häufigkeit von Selektivem Mutismus wird recht unterschiedlich angegeben, aber dieses Problem ist gar nicht so selten.
- "Selektiv" im Zusammenhang mit Mutismus bedeutet NICHT, dass der Betroffene eine Wahl hat, sondern "selektiv" soll ausdrücken, dass die Psyche bestimmt, was geht und was nicht. Dabei folgt sie keiner für uns nachvollziehbaren Logik.
- Der Arzt sagt häufig "Elektiver Mutismus", denn im Moment heißt die Erkrankung laut Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation noch so. Ab 2022 soll dann in Deutschland nur noch der Begriff "Selektiver Mutismus" verwendet werden.
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Zusammenfassung der Folge
(mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt)
Willkommen zur zweiten Folge des Mutismus-Podcasts. Heute sprechen wir über das Wörtchen "selektiv" im Zusammenhang mit Mutismus. Ich bin Christine Winter, ehemalige Betroffene und jetzt Unterstützerin von Menschen mit Sprechblockaden.
Mutismus ist eine psychisch bedingte Kommunikationsstörung: obwohl man sprechen kann, gelingt es nicht immer.
Es gibt den totalen Mutismus, bei dem die Betroffenen permanent schweigen - glücklicherweise ist dieser eher selten und tritt meistens als Symptom anderer psychischer Probleme auf.
Selektiver Mutismus hingegen ist eine eigenständige Krankheit und kommt häufiger vor: Studien zufolge könnte jedes 125ste bis 330ste Kind betroffen sein. Eine Studie über Kinder Grund und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen ergab eine möglicherweise noch größere Zahl. Die Zahlen variieren stark je nachdem wie genau hingeschaut wird; stille Kinder werden manchmal einfach übersehen, obwohl bzw. weil sie Kommunikationsprobleme haben.
Bei Diagnosen gibt es immer wieder Fehleinschätzungen, da Selektiver Mutismus nicht allen Ärzten geläufig ist. Nicht selten wird er mit normaler Schüchternheit verwechselt. Lehrer berichten jedoch durchaus von Schülern, auf die die Beschreibung von Mutismus zutrifft.
Selektiver Mutismus bedeutet, dass das Schweigen in bestimmten Situationen auftritt. In anderen Situationen wiederum ist normale Kommunikation gar kein Problem. Es scheint manchmal, als gäbe es das gleiche Kind in zwei Varianten: Einmal völlig stumm und dann wieder sehr gesprächig oder überaktiv.
Selektiv bedeutet nicht, dass der Betroffene eine Wahl hat - die psychische Problematik bestimmt was geht und was nicht.
Menschen mit selektivem Mutismus haben keine Kontrolle darüber wann sie reden oder schweigen können – dies führt zu hohem Stress und weiteren psychisch bedingten Problemen im Laufe des Lebens.
Ärzte sprechen manchmal vom elektiven statt vom selektiven Mutismus, was bei Betroffenen für Verwirrung sorgt. Offiziell heißt die Krankheit laut Weltgesundheitsorganisation derzeit noch "Elektiver Mutismus" - in den nächsten Jahren wird aber einheitlich der Begriff "selektiver" Mutismus eingeführt werden; bis ihn alle Ärzte verwenden, wird es noch etliche Jahre dauern.