Die Möglichkeiten der Selbsthilfe sind eine wichtige Ergänzung zu den Angeboten der "Profi-Helfer". Und es gibt einige Punkte, die dabei nicht übersehen werden sollten...

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Über mich


Ich bin Christine Winter

... und ich hatte Selektiven Mutismus, bis ich Mitte Dreißig war. 

Heute unterstütze ich Erwachsene, die ihre Sprechblockaden hinter sich lassen wollen, sowie Familienangehörige und professionelle Helfer beim Mutismus verstehen.

Es gibt ein paar Dinge zu bedenken, wenn Mutismus-Betroffene sich gegenseitig unterstützen...

Die sieben Denkirrtümer

  1. "Das Problem ist wichtiger als die Lösung."
    Problembewusstsein macht es schwierig, das Problem zu lösen. Lösungs-Denken steht in der Selbsthilfe aber nicht immer im Vordergrund.
  2. "Wenn alle das Problem haben, gibt's wohl keine Lösungen."
    Gemeinsames Probleme wälzen verhindert individuelle Lösungen. ("Wer kennt das?", "Hat das noch wer?")
  3. "Wenn so viele das Problem haben, muss es ein besonders großes Problem sein."
    Je mehr andere etwas auch haben, umso schlimmer und weniger lösbar scheint es zu sein. Und je öfter man davon hört oder liest, desto mehr Leute scheinen das Problem zu haben (Häufigkeits-Verzerrung).
  4. "Wie die das alle (noch) nicht lösen können, ist es nicht zu lösen."
    Wenn man es ändern könnte, gäbe es nicht so viele andere, die es auch nicht hinriegen. Logisch. Oder?
  5. "ALLE sind am verzweifeln. Ich höre/lese nur schlimme Nachrichten."
    Es melden sich die zu Wort, die am Problem verzweifeln. Die, die bestens klarkommen, machen stattdessen, was ihnen Spaß macht. DAS ist der Grund, warum du mehr schlimme als gute Nachrichten hörst oder liest.
  6. "Langweile mich nicht mit guten Nachrichten. Erzähl mir die heftigen Stories..."
    Menschen hören die Geschichten "mit Drama" von anderen aufmerksamer als die "Läuft-schon-Erzählungen". Dadurch klingt Betroffenen-Austausch selbst dann nach Hoffnungslosigkeit, wenn die meisten Betroffenen bereits gut vorankommen.
  7. "Es hat sich nichts geändert - oder etwa doch...?"
    Du erkennst Fortschritte nicht, während du sie machst. Du kannst erst - mit einigem Abstand - im Rückblick sagen, wie du vorangekommen bist. (Dann bist du aber höchstwahrscheinlich schon nicht mehr bei Selbsthilfe-Veranstaltungen, um davon zu erzählen.)

    Das Problem bei alledem:
    Fehlerfokus macht Blockaden.

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Zusammenfassung der Folge

mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt

Mir fällt auf, dass sich in Selbsthilfegruppen viele mit dem gleichen Problem treffen – doch Lösungen kann man dort eher selten finden.

Oft erzählt man sich gegenseitig von einzelnen Schlüsselmomenten („Nach der einen Besprechung war meine Blockade weg!“), aber dass zuvor viele kleine Schritte nötig waren, die zu diesem Resultat geführt haben werden, fehlt in der Schilderung. Es bleibt im Gedächtnis hängen, was „plötzlich“ geholfen hat; die langfristige Entwicklung wird übersehen.

Wenn du Geschichten hörst wie „Danach war der Mutismus plötzlich weg“, denke daran: Vorher gab es unzählige Experimente und Erfahrungen! Die eigenen Fortschritte erkennt man in der Regel erst viel später im Rückblick – währenddessen fühlt sich alles nur nach kleinen, oft frustrierenden Etappen an.

Ein weiteres Phänomen: In Online-Gruppen werden Probleme durch ständigen Austausch manchmal größer gemacht als sie sind. Negative oder dramatische Geschichten bleiben besser im Kopf haften als Erfolge oder Alltagssituationen ohne Drama – das gilt besonders auf Social Media.

Viele Betroffene vergleichen außerdem ihre Situation miteinander („Mein Kind kann auch nichts fragen…“), obwohl Alter oder Umstände sehr unterschiedlich sein können. Solche Vergleiche verschleiern eher, was realistisch betrachtet in der konkreten Situation hilfreich sein könnte..

Oft heißt es dann noch: „Warte ab, irgendwann geht’s vorbei.“ Oder jemand rät dazu, auf Therapie lieber zu verzichten, weil im Fall des eigenen Kindes während einer Therapiepause ein Durchbruch kam – vergisst aber dabei die Entwicklung, die vorher in der Therapie angebahnt wurde. Und auch der häufig gegebene Tipp, sich selbst mit einer Situation zu konfrontieren, bringt allenfalls dann etwas, wenn zuvor schon neue Verhaltensweisen eingeübt wurden.

Was mir wichtig ist: Lass dich nicht entmutigen von scheinbar negativen Gruppendynamiken oder falschen Ratschlägen wie „Überwinde dich einfach“. Jeder Weg raus aus dem Mutismus sieht anders aus!

Es gibt verschiedene Formen der Selbsthilfe:

  • Offene Online-Gruppen (dort berichten meistens alle über ähnliche Probleme)
  • Moderierte Gruppen (eher mit Fokus auf Lösungen)
  • Erfahrungsaustausch zwischen ehemaligen und aktuell noch Betroffenen
  • Fachvorträge von Experten, die für medizinische Laien gut verständlich sind

Selbsthilfe soll professionelle Unterstützung ergänzen, nicht ersetzen!

Am wertvollsten finde ich den Gedanken zu wissen: Du bist mit deinem Problem nicht allein.

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