Mutismus vom 06.08.2015

Christines Mutismus-Geschichte

Als ich klein war, war ich „ein ruhiges Kind“. Schüchtern, brav, unauffällig…

Christine mit 4 Jahren

In der Familie erzählte ich eine Menge, manchmal fast zu viel. Meine Familie merkte deshalb nie etwas davon, dass das außerhalb des Elternhauses völlig anders war.

Niemand kümmerte sich darum, dass ich im Kindergarten kaum etwas sagte und in der Schule noch weiter verstummte, bis ich in ganz vielen Situationen und Umgebungen überhaupt nichts mehr sprach.

Das schweigende Mädchen wurde über die Jahre zu einer depressiven und hilflosen jungen Frau, die sich mit ungefähr zwanzig Jahren entschied, dass es so nicht weitergehen sollte.

(Erst knapp zehn Jahre später erfuhr ich durch Zufall, dass ich mit einer psychischen Störung aufgewachsen war, die sich „Selektiver Mutismus“ nennt und das Verstummen von Kindern in bestimmten Situationen umschreibt.)

Die Entscheidung, dass sich etwas ändern musste, fiel von einem Moment auf den anderen. Aber mir war völlig unklar, wie um alles in der Welt ich an meiner Sprechblockade, meiner Depression und meinen sozialen Ängsten etwas ändern sollte.

Es waren die frühen 1990er Jahre. Kein Internet. Keine Social Media. Kein Zugang zu Informationen, indem man schnell mal eine Frage in die Suchmaschine tippt und jede Menge Antworten bekommt.

Ich hatte einen Bibliotheksausweis – aber der Weg in die Bücherei war sehr schwer für die junge Frau mit den Sprechblockaden, die ich war. Und es gab damals auch noch keine einfach zu lesenden Bücher über Veränderungsmethoden. Die Ratgeberbuch-Ära hatte noch nicht begonnen.

In der Taschenbuch-Ecke eines Kaufhauses fand ich immerhin einen 530-Seiten-Wälzer über Persönliche Entwicklung. Auf der Rückseite stand:

Wachen Sie auf und nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand!

Nicht die Lebensumstände, sondern Sie selbst bestimmen Ihr Schicksal!

Ich kaufte das Buch und kämpfte mich durch die eng beschriebenen Seiten.

Danach hatte ich nicht viel verstanden. Nur das:

Wenn sich etwas ändern soll, dann liegt es an mir, dafür zu sorgen.

Ich las von da an alles, was ich über Veränderungen finden konnte. Ich probierte Übungen aus Büchern aus. Ich fing an, zu Seminaren zu gehen (was unendlich viel Überwindung erforderte) und probierte weiter alle möglichen Veränderungstipps aus.

Für die meisten Empfehlungen, die mir die Buchautoren und Seminarleiter gaben, traf genau das nicht zu – sie erforderten Disziplin und Dranbleiben und nochmal Disziplin. Wenn diese Tipps nicht wirkten, dann war das ganz klar meine Schuld, weil ich sie nicht konsequent oder überzeugt oder diszipliniert genug gemacht hatte und irgendwann ganz damit aufhörte.

Damals entstand die Überzeugung: Das mit der Persönlichen Entwicklung muss doch einfacher gehen.

Ich habe eine Menge ausprobiert. In NLP und in Hypnose-Therapie habe ich jeweils umfangreiche Ausbildungen gemacht und mit Zertifikaten abgeschlossen. Mit Kommunikation habe ich mich besonders intensiv befasst (weil es bei mir - immer noch - häufig Situationen gab, in denen ich Sprechblockaden hatte). Verschiedenste Psychotherapie-Ansätze haben mich interessiert und ich habe unzählige Bücher darüber gelesen.

Als ich 2012 die Hypnose-Ausbildung machte, dachte ich, dass ich nun endlich die Methode gefunden hätte, die viel leichter funktioniert als der ganze Rest der Selbstverbesserungs- und Ratgeberliteratur. Vereinfacht gesagt musste man sich in Trance etwas nur intensiv und mit voller Überzeugung denken (mit Hilfe des Hypnose-Therapeuten, der all die Tricks kennt, die das Unbewusste zu einer Veränderung bewegen). Selbst, wenn man später nicht weiter daran dachte, passierte eine Veränderung. Ganz ohne disziplinierte Selbst-Überwindung. Spannend, oder?

Es war überhaupt nicht geplant gewesen, dass ich in mir das Talent entdeckte, andere zu „coachen“. Es wurde mir einfach mit jeder Übungsrunde klarer, dass ich das ganz natürlich und mühelos kann. Und im Laufe der Ausbildung entdeckte ich, dass es mir leicht fällt, das Unbewusste meiner Übungspartner (und bald danach auch der ersten Coaching-Klienten) anzusprechen.

Bis dann mit der Zeit erneut der Gedanke kam: Das muss doch auch einfacher gehen.

Damit ich auch bei psychischen Erkrankungen weiterhelfen darf, bin ich zusätzlich noch Heilpraktikerin für Psychotherapie geworden.

Denn im Grunde war meine ganze Persönliche Entwicklung über all die Jahre hinweg geprägt von der Psychischen Erkrankung namens "Selektiver Mutismus", die ich hatte, seit ich zurückdenken kann. Sie hat mich daran gehindert, in fremden Situationen bzw. mit fremden Personen zu sprechen - obwohl ich im vertrauten Umfeld gerne und viel gesprochen habe.

Heute liegt mir sehr viel daran, anderen Menschen mit dieser Störung meine Hilfe anzubieten. Und wenn du auch mit Sprechblockaden zu tun hast und Interesse an meinem therapeutischen Angebot hast, dann melde dich bitte über das Kontaktformular bei mir - und dann klären wir gemeinsam, wie eine Zusammenarbeit in deinem konkreten Fall ausschauen kann.