Das wichtigste für mutistische Kinder sind entspannte Helfer.

Damit Lehrkräfte entspannt helfen können, brauchen sie Informationen darüber, was Mutismus ist und wie sie mit mutistische Blockaden im Schulalltag umgehen können.

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Über mich


Ich bin Christine Winter

... und ich hatte Selektiven Mutismus, bis ich Mitte Dreißig war. 

Heute unterstütze ich Erwachsene, die ihre Sprechblockaden hinter sich lassen wollen, sowie Familienangehörige und professionelle Helfer beim Mutismus verstehen.

Wenn man etwas nicht kennt, kann man nicht angemessen darauf reagieren - und kaum ein Lehrer kennt Mutismus.

Zusammenfassung der Folge

mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt

Das Schuljahr hat angefangen. Ich merke das an den Fragen, die mir gestellt werden

  • einerseits von Leuten, die in Schulen arbeiten, also von Lehrkräften, Schulpsychologen, Schulbegleitern oder auch einer Hort-Erzieherin…
  • andererseits von Eltern, die mit großem Optimismus einen ganz neuen Start erhofft haben und nun die ersten Rückmeldungen bekommen, dass es doch wieder Schwierigkeiten in der Schule gibt.

Den Optimismus vor einem Neubeginn kenne ich - aus der Betroffenenperspektive - sehr gut. Ich war als Schulkind auch jeden Sommer wieder fest davon überzeugt, dass diesmal alles anders sein würde.

Aber es war nichts anders. Weil ich nicht anders geworden war. Und weil die Menschen um mich herum auch nicht anders geworden waren. Der einzige Unterschied war (genau genommen), dass ich Ferien gehabt hatte und während der Ferien so weit zur Ruhe gekommen war, dass sich mein Leben unproblematischer angefühlt hat. Was ja auch gestimmt hat - bis die Schul-Normalität wieder angefangen hat.

Die heutige Folge will ich aber nicht für meine alten Geschichten verwenden, sondern für die Frage, warum es wichtig ist, dass die Eltern und die Leute in der Schule miteinander reden.

Bei den vorhin erwähnten Fragen von beiden Seiten fällt mir nämlich ein ums andere mal auf, dass jeweils das Kind, so wie man es kennt, gesehen wird. Eltern sehen also ihr gesprächiges, lautstark über die Schule und die Hausaufgaben lamentierende Kind, das die Lehrer und die Schule doof findet. Und Lehrer sehen das beinahe unsichtbare, körperlich starre, abwesend vor sich hin starrende Kind, das lethargisch auf sie wirkt und akut davon bedroht ist, von den Mitschülerinnen und Mitschülern konfrontiert zu werden.

Ich weiß, dass wenn du als Mutter oder Vater zuhörst, die Beschreibung des Schulkindes auf dich sehr fremd und auch ziemlich erschreckend wirken kann - das ist ein Kind, das du eventuell so gar nicht kennst. Und wenn doch sind das aus deiner Perspektive kurze Momente.

Umgekehrt stellst du dir als Lehrperson oder als Profi-Helferin in der Schule die Frage, ob dieses Kind wirklich (wie von den Eltern behauptet) genau wie alle anderen Kinder sein kann.

Um für diese zweierlei Ausprägungen von ein und dem selben Kind Verständnis zu schaffen, müsst ihr miteinander reden. Das Wort Mutismus ist dabei absolut unhilfreich, weil es ein Fremdwort ist, das nichts erklärt.

Redet lieber in einfachen Worten miteinander, ohne Fach-Chinesisch. Redet darüber, was ihr seht und hört oder nicht hört und wie ihr euch dabei fühlt. Hört zu, um einander zu verstehen.

Das ist das Verständnis, das sich Mutismus-Betroffene so sehr wünschen würden.

  • Selektiver Mutismus wird von den Betroffenen anders erlebt, als es Außenstehenden erscheint. Dadurch kommt es zu Missverständnissen, die den Kontakt erschweren und eine schon bestehende Beziehung mit der Zeit zunehmend belasten.
  • Die Begegnung mit einem Menschen, der sich gerade in einer mutistischen Blockade befindet, ist irritierend bis verunsichernd. Nicht selten folgt daraus eine Hilflosigkeit auf beiden Seiten, die einen Teufelskreis in Gang setzt.
  • Oft wirkt eine mutistische Person "launisch", "gelangweilt" oder "manipulativ". Und dieses Auftreten wird als (demonstrativ-absichtliche) Provokation verstanden.
  • Mutisten sind sich selbst nicht bewusst, wie sie auf die Lehrkräfte und MitschülerInnen wirken. Deshalb empfinden sie (für Außenstehende durchaus nachvollziehbare) gereizte oder provozierende Reaktionen als ungerechtfertigt und interpretieren sie als Mobbing.
  • Für die Lehrperson ist in der Regel nicht erkennbar, welche Unterstützung einer mutistischen Person helfen könnte. Und Mutisten können es selbst nicht benennen.
  • Eine mutistische Blockade bezieht sich nicht nur auf das gesprochene Wort, sondern kann auch die schriftliche Kommunikation, die Körpersprache oder auch motorische Probleme (z.B. im Sportunterricht) betreffen.
  • Je länger sich Missverständnisse und Hilflosigkeit im Umgang verfestigen, desto schwieriger wird es, sie aufzulösen.

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