Menschen, die Selektiven Mutismus haben, tun sich nicht selten mit Sport schwer. Und während man die meiste Zeit im Leben selber entscheiden kann, wie viel man von welcher Bewegung machen will, ist das für Schulkinder anders. Da gibt es den Schulsport - und mitmachen ist Pflicht.
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Über mich
Ich bin Christine Winter
... und ich hatte Selektiven Mutismus, bis ich Mitte Dreißig war.
Heute unterstütze ich Erwachsene, die ihre Sprechblockaden hinter sich lassen wollen, sowie Familienangehörige und professionelle Helfer beim Mutismus verstehen.
In der Schule hat man keine Wahl. Sportunterricht ist Pflicht. Auch für Mutisten.
In dieser Folge vom Mutismus-Podcast
- gibt es alte Geschichten von meinen sportlichen Nicht-Erfolgen und
- einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Sport und Mutismus;
- aber diesen Zusammenhang kann man nicht für alle Mutisten und alle sportlichen Betätigungen verallgemeinern.
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Zusammenfassung der Folge
mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt
In dieser Folge des Mutismus-Podcasts spreche ich über das Thema Sport, obwohl das nun wirklich nicht mein Spezialgebiet ist.
Aber für viele Menschen mit selektivem Mutismus (mich eingeschlossen) stellt sich die Frage, warum Sport nicht geht bei einer Erkrankung, die das Sprechen unmöglich macht.
Erinnerungen an meine Schulzeit
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommen mir viele Erinnerungen an den Sportunterricht in den Sinn. Beispielsweise hatte ich beim Weitsprung immer große Schwierigkeiten. Ich konnte meine Beine und den restlichen Körper nicht richtig koordinieren und hatte immer Probleme, den Absprungpunkt zu treffen. Und wenn es doch mal geklappt hat, bin ich rückwärts statt vorwärts in den Sand gefallen.
Aus der Erfahrung, dass vor Publikum mein Körper "seinen eigenen Willen durchgesetzt" hat, habe ich mit der Zeit immer trickreicher versucht, dem Sportunterricht zu entkommen.
Diese Erfahrung zeigt, wie schnell der Zusammenhang zwischen „nicht können“ und „nicht wollen“ entstehen kann. Ich hätte gewollt und es ging nicht - und mit der Zeit wollte ich auch nicht mehr, weil es nicht ging.
In der Hauptschule war Geräteturnen ein großes Thema für mich. Ich fühlte mich oft ungelenk und konnte meinen Körper nicht richtig kontrollieren. Die Hilfestellungen meiner Sportlehrerin führten nur dazu, dass ich mich noch unwohler fühlte. Diese Erfahrungen ließen mich den Sportunterricht meiden, wann immer es möglich war.
Als ich in der Realschule ein Wahlpflichtfach Sport wählen musste, entschied ich mich für Schwimmen. Hier fand ich endlich eine Sportart, die mir Freude machte. In einer kleinen Gruppe von Mädchen fühlte ich mich wohler, und das Wasser gab mir ein Gefühl von Freiheit. Das Erlernen des richtigen Brustschwimmstils brachte mir nicht nur Erfolgserlebnisse, sondern auch ein gutes Körpergefühl.
Später entdeckte ich, dass ich beim Ausdauerlauf (oder generell allem, was gleichmäßig und halbwegs entspannt geht) besser abschneide als bei schnellen oder spontanen Bewegungen. Diese positiven Erfahrungen halfen mir, das Gefühl von Versagen im Sportunterricht etwas zu mildern.
Der Druck im Schulsport
Für viele Menschen mit selektivem Mutismus kann der Sportunterricht viel Druck erzeugen. Nicht nur die sportlichen Leistungen werden bewertet, sondern auch das Verhalten in der Gruppe wird (vor allem von den Mitschülerinnen und Mitschülern) genau beobachtet.
Die Herausforderungen im Sport sind für jeden unterschiedlich sind. Während einige sich gut in sportlichen Aktivitäten zeigen können, haben andere mutistische Blockaden - also das körperliche Erstarren und Verstummen - im Sportunterricht.
Auswirkungen von Mutismus auf die Körperwahrnehmung
Mutismus hat nicht nur Einfluss auf die verbale Kommunikation, sondern auch auf die Körperwahrnehmung. Viele Betroffene berichten von einer eingeschränkten Wahrnehmung ihrer Umgebung und ihres eigenen Körpers. Das kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, Bewegungen richtig auszuführen oder auf Bewegungen anderer zu reagieren.
Zusätzlich kann sich die Atmung verändern, was sich negativ auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt.
Unterstützung und Verständnis
Es ist entscheidend, dass sowohl Betroffene als auch Lehrkräfte ein Verständnis für die Herausforderungen entwickeln, die mit Mutismus einhergehen können. Eine entspannte, nicht zu leistungsorientierte Haltung von Lehrkräften und Mitschülern kann helfen, den Druck im Sportunterricht zu verringern und eine positive Umgebung zu schaffen.
Besonders wichtig ist es, den Fokus auf spielerische Aktivitäten zu legen und Leistungsdruck zu vermeiden. Wenn Schülerinnen und Schüler in einem geschützten Rahmen neue Sportarten ausprobieren können, ohne Angst vor Bewertungen oder Misserfolgen zu haben, werden alle, nicht nur mutistische SchülerInnen, ihre Fähigkeiten besser entfalten können.