Meine eigene Mutismus-Geschichte

Ich bin schon bevor ich in den Kindergarten gekommen bin machmal aufgefallen, weil ich still war, wenn ein "Hallo" oder "Danke" erwartet wurde.

Aber weil ich ansonsten ein ganz normales Kind war, das oft seinen Eltern eher zu aufgedreht als zu leise vorkam, hat sich keiner was dabei gedacht.

...ist halt schüchtern.

Je älter ich wurde, desto mehr wurde das Schweigen mein Problem.

Für meine Eltern war nicht erkennbar, dass ich darunter leide und dass ich sehr häufig dem Nicht-Sprechen-Können hilflos ausgeliefert war. Schließlich konnte ich innerhalb der Familie gut und viel reden.

Außer eben in den Situationen, in denen ich es nicht konnte.

...sei nicht so stur!

In der Schule war immer klar, dass ich gute schriftliche Leistungen abliefern musste, weil ich es mündlich nicht konnte.

In der Pubertät war ich dann überzeugt, dass ich eben "zu blöd zum reden" war.

Auf die Idee, dass sowas eine Folge einer psychischen Erkrankung sein könnte, ist nie jemand gekommen.

...jetzt sag halt auch mal was.

Der Berufseinstieg war sehr schwierig. Noch viel schwieriger als die Schulzeit zuvor. Denn in der Arbeit kann man nicht in einer Gruppe unsichtbar werden.

Unauffälligkeit war ein Kündigungsgrund.

...du musst dich besser verkaufen!

Mit den Jahren hat mir das Leben als Erwachsene immer wieder neue Aufgaben zugespielt, die ich als Kommunikations-Übungen genommen habe. Und mit der Zeit bekam ich Standard-Situationen ganz gut in den Griff.

Die ungewollte Sprachlosigkeit hat mich dennoch rund um die Uhr beschäftigt, denn obwohl es fast immer gut lief war trotzdem die ständige Gefahr, dass ich ohne Vorwarnung sprachlos und hilflos werde.

...so geht das nicht weiter.

Die letzte Sprechblockade hatte ich in einer großen beruflichen Besprechung, die ich leiten sollte. Da war ich Mitte Dreißig, beruflich erfolgreich und hatte das Hobby, alles über Kommunikation zu lernen, was man aus Büchern und in Seminaren finden konnte.

...immer noch das gleiche Problem wie eh und je.

Erst im Rückblick weiß ich: Ich werde nicht mehr sprachlos.

Nach Jahrzehnten hat sich das Problem für immer verabschiedet. Es hat aber noch lang gedauert, bis ich mir da sicher war.

Und erst dann habe ich zufällig in der Zeitung gelesen: "Mutismus heißt das Störungsbild, bei dem Betroffene in der Öffentlichkeit nicht reden können."

...mein Problem hatte also einen Namen.

Und ich bin gar nicht die einzige Betroffene. Es gibt sogar ziemlich viele, die als Kinder Mutismus hatten. Und einige, die bis weit ins Erwachsenenalter damit zu tun haben.

Aber niemand weiß darüber gut Bescheid. Und einiges von dem, was Fachleute aktuell über Mutismus denken und in Forschungsarbeiten oder in Büchern beschreiben, stimmt nicht mit den Erfahrungen überein, die wir Betroffene haben.

...wir müssen über Sprechblockaden reden.

Mein Beratungs-Angebot ist für Menschen, die mit Sprechblockaden zu tun haben und sich dabei Unterstützung wünschen - vor allem die Eltern von mutistischen Kindern, die Erwachsene mit Mutismus und die Profi-Helferinnen und Profi-Helfer.

Kurz gesagt ist ein Beratungs-Termin mit mir immer dann sinnvoll, wenn du ein Gespräch mit jemandem, der Mutismus wirklich gut kennt - also mit mir - möchtest. Ob es zwischen uns beiden passt und wir anschließend weitere Termine miteinander machen, finden wir dann heraus, während wir miteinander reden.

Unser erstes Kennenlerngespräch kostet nichts. Wir lernen uns ganz unverbindlich kennen, während wir schon ein paar von deinen Fragen besprechen. Und anschließend kannst du weitere Termine buchen, wenn du das möchtest.